Aranysárkány fejléc kép
Damals wieherte die zeit das heißt papageienhaft öffnete sie die flügel ich sage ein sperrangelweit offenes rotes tor
mit meiner geliebten der schwarze diamanten ins gesicht gemauert waren und die sich in ihrer verzweiflung mit 3 kindern abschleppte
saßen wir unter den fabrikschloten
wir wußten daß sich morgen die linien krümmen
ho ruck ho ruck
sie sagte du gehst fort mein KASSÁKCHEN und ich vertrockne auf dem podium und auf herrn nadlers klecksereien
gewiß
gewiß
der herrgott vergißt die schönen frauen
schon kam auch der halbkristus holzschnitzer
jung war er und roch erbärmlich nach wahrheit
morgen sind wir jenseits von ungarns grenzen
na ja hm ja
gewiß gewiß
die stadt raste an uns vorbei
wirbelte hin und her und bäumte sich manchmal auf
ich sah den zerdrückten strohhut meines vaters wie er überm milchglas von der apotheke bis zur dreifaltigkeitssäule und zurück schwamm
damals glaubte der alte ich würde mit 21 kaplan in der pfarrei von érsekujvár
aber genau 10 jahre zuvor fraß ich in herrn spornis schlosserei den rauch
der alte kam nur noch selten zu uns nach hause
später vertrank er auch meine schön ausgedachte zukunft und verbrunzte sie durchs bier
verliebte sich in eine alte putzfrau
die haare fielen ihm aus und er war nur noch mit zigeunern befreundet
25. April 1907
ich machte mich zu fuß mit dem holzschnitzer auf den weg nach Paris
die kleinstadt saß in der pfütze und spielte harmonika
ich nehme von dir meine flügel o heiliger christoph du wirst nie der sohn deines vaters werden
ein betrunkener weinte krokodilstränen an die mauer des gasthofs „Goldener Löwe“ gelehnt
ich fühlte alles ist zu ende
mich überrollten rote schienen und von den türmen läutete man
tauben schlugen über den hausdächern purzelbäume
besser gesagt galoppierten auf sonnenkutschen
die neue glocke der franziskaner sang beinahe schon
wer schlafen will der poliere das bleigestänge
die stunden geistern auf weißen schäferhunden
ich fühlte alles ist zu ende
schnapser und kurzwarenhändler hatten die läden geschlossen
geh nur heim freundchen zu deinen kindern
die räder drehten sich nicht mehr zurück
der mensch verliert seine fohlenzähne und schaut ins nichts wo sich das leben in den eigenen schwänz beißt
in das nichts
o dschiramari
O lebli
o BUm BUmm
das schiff aber wackelte mit uns wie eine schwangere frau und hinter unserem rücken schob jemand die kulissen zusammen
das war der erste zerrissene tag in meinem leben
fackeln brannten in mir und untiefen
papagallum
o fumigo
papagallum
vom ufer krähten in zwanzigergruppen kupferrote vögel
an den bäumen baumelten gehenkte und krähten ebenfalls
nur manchmal schauten uns vom flußgrund schwermütig gewordene leichen an
aber wir waren 21
am kinn des holzschnitzers sproß häßlich gekräuselter rosafarbener flaum
sonst lebten wir gut
nur halt der querschnitt unseres magens
vergeblich haben wir die schraube enger angezogen die ochsen machten sich immer wieder auf den weg ins Stoppelfeld
und unsere augen konnten wir manchmal kaum von den knöcheln der mädchen loskratzen
da gellten aus mir die tschinellen auf
in Wien schliefen wir 3 tage auf der Straße
dann preßten wir uns endgültig aus uns selbst heraus
was ist denn schon zivilisation
der mensch beschmiert sich mit irgendeinem lack und vor läusen beginnts ihn zu grausen
was ist denn familiäre verbundenheit
der mensch verlängert seine nabelschnur mit einem seidenband
was ist denn religion
der mensch fängt an sich zu fürchten damit er sich nicht zu fürchten braucht
wir haben uns die landstraßen an die fußsohlen genagelt und durchs all zog die sonne mit uns auf goldenen meilenstiefeln
glaubt mir der elephant ist nicht größer als der floh
das rot nicht röter als das weiße
und wenn wir deswegen dennoch gegangen sind
und weiter logisch wenn wir die waage aufstellen ziehen wir sowieso den kürzeren
und dann gingen uns die augen auf
und wir wurden tief wie die schwarzen brunnen der bergwerksgegenden
und wir gingen und gingen
13 engel zogen uns voran
gleichfalls zu fuß
und sangen uns von unserer jugend
längst schon waren wir typische landstreicher mit gut erzogenen flöhen unter den achseln
wir mochten das in den straßengraben gefallene obst
die saure milch
und die kassen der jüdischen kultusgemeinden
und zu uns stießen von hier und dort brüder
mit allen möglichen sprachen der welt und mit merkwürdig ziegelrauhen gesichtern
ein jeder hatte seinen speziellen geruch
und manch einen hatten die kilometer abgehobelt und mancher hatte noch milch um den mund von der brust seiner mutter
die wege lagen als weiße daunendecke unter uns
die telegraphendrähte zuckten zusammen und schrieben kabbalistische zeichen an den himmel
abends sahen wir wie zwischen den schenkeln der weiber blumen aufgingen
aber wir waren vegetarier und weiberhasser
und wir schleppten uns durch Passau
Aachen
Antwerpen
der holzschnitzer magerte zu einem splitter ab und sein bart wurde gänzlich rot
mir begannen im kopf gedichte und hadschurawälder zu sprießen
zweimal durchquerten vor uns ratten die lichtflüsse
auf großen flößen mit hosenknöpfen und vogeleiern gemustert
auf postämtern erwarteten mich die briefe meiner geliebten
aber ich wußte die nächte sind meistens verlaust
zu der zeit arbeitete ich an meinen gedichten die dem kopf so entsprangen wie lämmer mit goldenem vlies
ohne zweifel sind das die unbeholfensten tiere
wenn einer jedoch sich die tafel hinters ohr steckt
rasseln die rollbalken erschrocken herab
das ist unser leben
die zöllner knallen bei jeder haltestelle einen stempel auf unser herz
und wir schwimmen nur weiter dem morgen zu
sicher wäre es gescheiter wenn ein jeder mit süßholz oder kartoffelzucker handelte
teilt euch die welt ein in der ihr lebt
uns fällt es leicht täglich 50 kilometer aus ihr hinauszugehen
durch tunnels über bergrücken und in verschwiegenen deutschen wäldern
wir spürten den geruch von frischer jauche auf den feldern
die berge drehten sich gelegentlich um und die bäume schlugen im wind die zither
im grunde genommen sind die bäume schwangere mädchen
aber wenn wir besser hinschauen sind auch die grenzsteine in schwangerschaft gefallene mädchen
leise sprechen sie miteinander und sagen:
geht er weg bringe ich mich um
gestern habe ich den ganzen tag windeln mit goldenem garn gesäumt
engelchen werde ich es taufen und ihm dann diamantene kirschen übers ohr hängen
oder sie sagen einfach nur:
die männer sind allesamt hinkende hunde
die berge beugen sich schon ganz über uns
die riesenschlange aber schluckt skrupellos die sonne
am ende wird noch ein dichter aus mir
nur gut die ratschen aufziehen das größte übel kommt sowieso von fräulein annas voreiligkeit
gestern schickte ich zwei gedichte nach hause für die zeitung független magyarország
und wieder verschlug es uns nach Stuttgart
wir saßen am tisch der bettler und aßen marmeladekuchen
und das herz eines steirischen bauern leuchtete von den balken herunter
im hof des nachbarhauses las die HEILSARMEE eine messe
flöten und klarinetten schrillten unter den Sternen
wir sahen die gelben glaseulen, wie sie sich über die jungen mütter neigten
o lamm gottes du nimmst hinweg die sünden der welt
im holzschnitzer begann sich wieder der halbkristus zu regen und er wollte durchaus sprechen
halt dein freßmaul brüllte der steirische bauer
er schob uns sein herz hart vor die nase
seht ihr mit 7 rostigen dolchen sind durchstochen
die 7 lügen meiner geliebten und drinnen meine geschwisterchen
seht ihr diese grüne krempe hier auf seiner rechten seite?
das ist der letzte biß meines herrn meine geschwisterchen
26 jahre alt bin ich und mein leben war so rein wie der morgentau
im winter kehrte ich den ganzen tag vor unserem haus um im sommer fettes getreide zu ernten
ach ach das schicksal des menschen ist so wie
alle hatten wir die augen offen und hinter den mauern sahen wir wie die welt ihren umhang wendet
budapest – paris – berlin – kamtschatka – st.petersburg
der holzschnitzer war schon betrunken und aus seinen augen troff die traurigkeit wie aus kanälen
die schreie hielten immer mehr zu den ecken um ihre dochte auslöschen zu können
schwört daß ihr von nun an nur an die zaubermacht des reinen unterhosenbandes glaubt
sagte ich ganz unerwartet
und ich sah wie meine stimme aus dem nachbarhof herüberkam
ich bin ein dichter
also muß ich es wissen
die lampen brennen deshalb so gut, weil sie zweimal turatamo
und voll mit petroleum sind
ich war schrecklich verbittert und hätte gerne diesen armen leuten etwas geschenkt
aber die sterne traten vom posten ab
die 13 engel schlafen jetzt offenbar mit offenem mund auf der dachbodenstiege
mein gott
von den wänden marschierten in roten heeren die wanzen herunter
jedermann soll seine nasenspitze einsalzen
seht wie kurz das leben ist
aber aus uns werden doch nur kater der pariser brandmauern
eiapopeia mein kindchen nun eiapopeia
der mensch schläft ein
so wird aus dem vertikalen horizontales
und umgekehrt
aus dem himmel traten tintenkinder hervor
folgt mir durch den garten
jenseits des flusses wiegt Maria ihren sohn
jeder schiebe vor seinen verstand die riegel
auf dem fußboden phosphoreszierten meine erinnerungen in gelben pfützen
in den ecken öffneten sich die rucksäcke und fingen wie toll zu bellen an
wie Maria den sohn
schaukelte ich in meinem schoß den ganzen garten
und weiter hinab
seht da sind die schammes mit ihren 1 1/2 mark
seufzer verglasen
blumen blümeln
o du bist also auch hier
ich und du
über dir
ich
binde nur deine knie an mich
mein weibchen
silbersalamander
papagei
heldenverschnürung an meinem leben
obstbaum
heruntergerissener stern
o weh o weh
jeder schraube die glasstöpsel an
die stunden traten aus ihren sternkäfigen heraus
und mit ihren langen korknasen wandten sich die elephanten nach osten
die erste stimme die ich vernahm war von der peripherie her das gebrüll eines grammophons
der holzschnitzer konnte an diesem morgen nicht aufstehen
ich werde verrecken sagte er ich werde verrecken
die bettlerkönigin stand mit dem riesengroßen waschzuber über seinem kopf
aus der uhr kam der knochenköpfige kuckuck heraus und verneigte sich demütig
ich werde verrecken weinte der holzschnitzer ich werde verrecken
und jeder sah den tod
wie er zweimal durch das zimmer ging
aber warum gingst du auch weg mein bruder
warum?
noch hast du die herde von der weide nicht heimwärts getrieben
in deinen gelben haaren hast du die lampe noch nicht angezündet
und auch die schlangen schlafen alle noch in deinen augen
o kümmere dich nicht um die häßliche kaffeekanne sie hat den bauchnabel der dienerin gebissen
und jetzt liegen beide schwanger
ich werde verrecken wimmerte der holzschnitzer ich werde verrecken
und die häuser neigten sich in langen takten der kirche zu
ein fahles fohlen steckte seinen kopf durchs fenster
und wieherte
wer kauft mir den rock ab sagte auch ich
5 kronen zum letzten 5 kronen
und von den bergen liefen auf einmal die wege abwärts
also gehen
wiederum gehen
seitdem sah ich den armen holzschnitzer nicht mehr
obwohl wir doch gute freunde waren und am abend sein bart vor mir wie ein dornbusch brannte
2 wochen wanderte ich allein
ich war traurig wie ein alter esel und in jeder pfütze wusch ich meinen kopf
meine erinnerungen die sich schrecklich festgesetzt hatten hätte ich mir gerne aus dem kopf gewaschen
und schwarze fahnen flatterten den ufern zu
zu welchen ufern das weiß ich nicht
ich empfand mich wie einen reißenden strom der ufer hat
mit ausgezehrten palmen und grünen fröschen
denn damals schon war ich ein nicht mehr operierbarer dichter
der ordentlich mit seiner geliebten korrespondiert
und ich wußte man müßte nur meine brust aufschlitzen und aus meinem herz würde reines gold rinnen
wenn nur diese belgischen bauern nicht so schmutzig wären
noch wissen diese chauvinistischen tiere rein nichts vom lauf der welt
umsonst stehe ich vor ihnen
keiner von ihnen sieht den stern an meiner stirn
ich war wie die 7 waisen
aber dennoch berührten sich bei mir die krummen linien
hier begegnete ich szittya dem alten der von zürich kam und nach chile als religionsgründer wollte
ich glaubte ernstlich daß aus ihm etwas werden kann
seine ohren waren sehr seltsam verkrustet
wir lungerten draußen auf den docks von antwerpen und er hielt den wollsäcken und den heringfässern ansprachen
mitbürger sang er mitbürger
die kaninchen sind die fruchtbarsten hühner und die müller schmuggeln rattenzähne ins getreide
aber deshalb mahlen sie auch und das nicht umsonst
wovor habt ihr angst ihr unbeholfenen
meine worte loderten schon als blumen auf den wiesen
wer die notwendigkeit der ruhepunkte erkennt der verrecke
früh brechen wir auf der sonne folgend der schenke gottes zu
in meinem armen hirn erblühten die lilien
nun ja morgen brechen wir zur schenke gottes auf
werden die tränen christi trinken in der schilfbedeckten scheune und zwetschkenschnaps
aber ins schicksal jedes guten menschen plumpst wenigstens ein krokodil
und er der aus der zürcher herberge kam und nach chile wollte als religionsgründer
bekam in dieser nacht den tripper im matrosenbordell in der rivolistraße
die kartentürme stürzten lautlos zusammen
zäune wuchsen um uns herum wie man das im tiergarten sieht
21mal schrie ich hintereinander zum himmel
latabagomar
o talatta
latabagomar und finfi
die platten drehten sich ununterbrochen
man müßte die schwarzen hände der handwerker absägen
die tischler drücken jedes astloch aus
die schlosser verstehen nichts vom anbringen der schnappriegel
und darum wird eines tages unser gehege zusammenbrechen
seht ihr auch isabella verlor einen handschuh
o wer kümmert sich schon um uns unglücklich dreiäugige
über den häusern flogen die vögel klirrend anderen gegenden zu
szittya vergaß den schlüs- sel der neuen religion im ankleideraum
und am ersten tag weinte er ihm laut wie ein kind nach
dann tat er vaseline in seine ohren und wir brachen nach brüssel auf
wie die ausgeraubten
wir verzichteten auf alles und wußten daß uns nur die zeit versteht
sie wird uns nie aus sich fallen lassen
abends saßen wir schon an den langen tischen der maison du peuple
und rauchten den guten belgischen tabak
wir sahen wie vandervelde durch den saal zum sozialistischen sekretariat ging
andere berühmte führer spielten hingegen vor der kasse mit neuen französischen karten
im riesigen sammelbecken von menschenmischmasch der welt waren hier zusammen
blauäugige russen mit der revolution verlobt
nach öl riechende holländer
preußen
magere gebirgler
ungarn mit laschem schnurrbart
die pathetische sippe garibaldis
und hier war jeder ein geschlagener oder einer der zuhause nicht genug brot hatte
auf den schultern einiger hockten die wolkenkratzer von new york
anderen hing der haß rot aus den augen
schaut die größten schwungkräfte der welt verlassen hier die station
gewitter brausen an
telephondrähte wimmern aus dem herzen moskaus
genossin setzen sie sich ans klavier
kellner laufen durch uns mit der schwarzen suppe
vor kinos versammeln sich die proletarier
der mann von der genossenschaft verteilt an gruppen zu je zehn die karten
hunde mit gebrochenen zähnen klettern auf mauern und singen wie alte weiber
jemand sagte nieder mit der oligarchie
und plötzlich:
rom
paris
tiflis
stockholm
samarkand
und die ruhrbergwerke
hört ihr die glöckchen des münchner rathauses?
in florenz schlafen die tauben auf den schultern der apostel
ein jeder wußte die stunde gottes kann nicht mehr fern sein
die haut der fanatiker ist empfindlicher als der seismograph
und wir alle kratzten uns
genossin setzen sie sich ans klavier
auf
auf
wenn ich jetzt die diamantenaugen meiner geliebten hierherschalten könnte
um die mittlere lampe herum schifften salamander
szittya schlief schon in den roten pfützen
und jetzt war er schön wie ein junger bulldogge
um wieviel reicher wäre der mensch in einer stunde
wenn er so klug wie ein photoapparat wäre
aber der mensch ist immer eingesperrt und über seiner haut verrinnen unmerklich die welten
um mitternacht gingen wir zur russischen versammlung in die petite passage
ein blonder towarisch noch ganz kind sprach
flammenblüten aus seinem mund und seine hände flatterten wie rote tauben
ach ja wir sind die verwandten von dostojewskys dämonen
wir bissen ihn uns ab des sentimentalismus siebenten kopf
und wollten alles zerstören
o Rußland du verdammte erde
wer sähe dein hilfloses leiden wenn nicht deine mit sternen gezeichneten söhne
europa bespuckt in uns den asiaten
und dennoch gehen nur wir allein bergwärts
kein zweifel die bäckerstochter von astrachan oder die sankt petersburger dirne
wird eines tages den neuen kristus gebären
rußland ist schwanger vom roten frühling der revolution
aber auf rußlands steppen können die blumen noch nicht aufgehen
denn rußland ist einem brachland ähnlich
helft also!
brüder
uns ähnlich unglückliche söhne europas
helft helft!
und wir sahen wie unter seiner alten mütze der köpf zu brennen anfing
wir alle saßen in seiner handfläche
hurra Rußland!
es lebe hoch! zivio! hurra!
da fiel mir ein buckel vom rücken
an den fenstern gingen die eisblumen auf
und szittya aus dem später ein agent provocateur und polizeispitzel wurde
küßte den mantel des russen
ich bin rein wie ein kind
sagte er - wenn ich nicht den tripper hätte ginge ich nach zarskoje selo um den zar zu töten
in dieser nacht tranken wir keinen schnaps
wir wuschen unsere füße und dachten nicht an liebe
ein ungarischer buchdrucker der inzwischen für aufwiegelung 12 jahre bekam weissagte glück aus den karten des zimmermädchens
und wir sangen sanft und weitum hörbar
endlich nun endlich
die zeit ist da und wir sind vollendet wie gepfropfte bäume
wir glaubten die goldenen fahnen des märz über uns flattern
die schwäne saßen oben auf der schaukel und lachten zweistimmig
auf dem eduardplatz wollte ich mich für die armentische anbieten
aber frühmorgens holten uns die belgischen gendarmen
noch dämmerte es kaum
vor dem pisserdenkmal lungerten noch keine fremden mit dem baedeker
noch glaubten die verschmutzten straßen von sich selbst daß sie in wirklichkeit in paris lägen
der goldene zierat des rathauses lachte uns an
und wir gingen mit gefesselten händen ins beginnende blau
abwärts auf steilen treppen
vor den eisenbeschlagenen öfen der kartoffelbrater
im abfalltrog der kneipen
im morgengestank der fischbuden
arme landstreicher die die ordnung zusammenscharrte und jetzt stirbt in ihnen gott
in der rue mouffetar begegneten wir huren
ich war glücklich
ich freute mich sehr daß sie in der morgendämmerung so schön sind
im schräg gestrichenen wind stand ihr haarknoten schief
die sonne schaute von den brandmauern durch einen diamantenschleier nach ihnen
die ganze nacht durchwachten wir wie die heiligen
und jetzt lechze ich nach einer zigarette
wenn ich nur meinen rücken kratzen könnte stöhnte szittya der unlängst noch als messias nach chile wollte
jemand schwang ein weißes leintuch vom balkon herunter
wir dachten an das blonde russenkind welches von flammen lebte wie marinettis futuristischer gott
und rußland mehr liebte als ein sohn die mutter
jetzt wirft man ihn über die belgische grenze und an einem blauen morgen hängt man ihn vor dem kreml auf
helft also
brüder
uns ähnlich unglückliche söhne europas
helft! helft!
ich bin nur ein einfältiger dichter und nur meine stimme hat schärfe
was hat es für einen sinn wenn jemand mit einem papierschwert die hexe von tumarom ersticht
12 tage saßen wir im mäuseverstunkenen schubhaus
105 waren wir in einem einzigen saal
bei tag und nacht
bei nacht und tag
nachts dachten wir an die landstraße und mordeten wanzen
morgens bekamen wir warmes wasser mittags kalten brei und den ganzen tag mußten wir einem bärtigen wächter unverständliche belgische gebete laut nachbeten der oben auf dem podium saß wie ein götze
dann brachte man uns in dunkelgrünen waggons bis zur französischen grenze
mein gott also doch!
mein gott
paris kommt
von dem ich singende wunder hörte
und das ich noch nicht kenne
ich wußte die franzosen haben einen roten hahn in ihrem wappen
ich wußte die französische erde ist mit mädchen und kunst gesegnet
die bauern zolas schwammen auf silbernen gitarren in die morgendämmerung
ihre blauen leichen schwemmt die seine auf die rasenbank
szittya erzählte von dunajec dem ungarischlehrer
der jetzt im chat noir violinvirtuose ist
9 geliebte habe er reizbare französische mädchen die im französisch-deutschen krieg schlachtpferde waren
ich schaute in meine notizen: 3004 kristusbilder sah ich bisher
9fache eier fand ich in den vogelnestern
bei lüttich vertrieb ich 2 kühe
also
ich war 300 kilometer von paris entfernt
und über unseren köpfen gingen die papageien auf krücken
o PARIS!
PARIS!
endre ady sah dich nackt
und über deinen blutigen ruinen wurde der simultanistische dichter guillaume apollinaire geboren
wir fühlten deutlich den pilgergeruch an uns
und gingen täglich 60-70 kilometer
und gingen nach dem schatten des eisenturms
kauft unsere wasserblasen sagten wir den leuten
kauft unsere gut erhaltenen wasserblasen
wenn ihr sie mit einer dünnen nadel aufstecht so fühlt ihr nachher nicht einmal den brandgeschmack
die franzosen ähneln sehr den belgiern
in bayern wohnen die menschlichsten deppen
möglich daß das vom guten malzbier kommt
aber es kann auch sein daß sich bei ihnen die christliche philosophie auf siegellack setzte
unsere geschwollenen tränensäcke tragen wir ständig am hals
so wie schwere gesalzene kuhglocken
tagelang fanden wir nirgends unterkunft
o warum wohl gebar uns unsere mutter wenn sie nicht gleich auch ein haus auf unseren rücken legen konnte?
ein kerkermeister der ansonsten auch schuster war
steckte uns für 12 stunden ins stroh
aus den gelben röhren wanderten uns läuse mit lanzen und zangen und echten russischen piken entgegen
allein das hatte keine bedeutung
auf fernen mondschaukeln schliefen wir bei flötenklang
jemand sang unablässig über uns dies:
IHR SEID MEINE ZWEI ZEIGEFINGER
und am morgen tranken wir schwarzen kaffee um den rock der schustersfrau herum
sie sagte ich hätte sehr schöne haare
und wenn sie mich genauer anschaue ähnelte ich einem burschen namens igor
der sich vor 20 jahren ihretwegen in die seine geworfen hatte
der schwarze kaffee zerlief pfaffenhaft und kolikartig in unserem magen und ich versprach
ihr aus paris eine ansichtskarte zu schicken
mit zwei ineinanderverflochtenen händen und einer turtelnden taube
PARIS o PARIS wie viele schöne menschen töteten sich dort
und wer weiß warum
und seither wich ihre stimme nicht mehr von mir
sie weinte in den pfeifchen der zollwächter
und lachte in den elektrischen trompeten von paris
lache doch du esel
siehst du denn nicht daß du im goldnest des lebens sitzt
jetzt wiegt uns PARIS sagte szittya ganz seinen tripper vergessend
einmal schon habe ich hier engelsblut aus den sternen gemolken
im vergleich dazu war die milch meiner mutter sodawasser
stecke dir die flügel an mein freundchen
stecke dir die flügel an
morgen gehen wir zu GRISETTE
morgen werden wir auf dem boulevard italien austern essen und uns die elektrischen vögel anschauen
morgen gehen wir durch die tuilerien
und in die sternenbar
nun ja
ja
ich war sehr traurig und spürte wie an meinen kranken füßen die nägel wuchsen
o weh
weh
bei mir kommen die wunder bärtig und unverputzt an
2 x 2 = 4
der dornbusch geht überall auf
aber die modernen pferde haben eisenzähne
und wer morgens aufbricht unsicher ob er abends heimkehrt
der ist am glücklichsten wenn er eine wendbare haut hat
denn wer könnte schon über sich hinwegsehen
was wir aufstellen das ist aufgestellt
aber was wir aufstellen bedeutet nichts
die flüsse sind bereit in stücke zu brechen wenn sie sich beeilen wollen
die herren können nicht wie die spatzen gleichzeitig auf zwei beinen schreiten
wir wissen daß die frau ihren geliebten verläßt
die affen besahen den hintern in herrn goldmanns spiegeln und sind vollkommen glücklich
vielleicht wenn ich schach spielen könnte
aber ich verstehe nichts richtig
die schenkel des geschlachteten schweins sitzen auf dem ringelspiel in den schaufenstern
ich sah paris und ich sah nichts
meine geliebte erwartete mich schwanger auf dem bahnhof von angyalföld
meine mutter hatte vor armut bereits einen zitronenkopf
ich wollte sie anlachen aber ich schämte mich zu sehr weil ich zwei hosen ohne unterhose trug
es ist sicher der dichter baut sich etwas woran er seine freude hat
oder er kann getrost als stummelsammler gehen
oder
oder
vögel verschluckten die stimme
allein die bäume singen weiter
das ist schon ein zeichen des alters
aber das bedeutet nichts
ich bin LAJOS KASSÁK
und über unseren köpfen fliegt der vernickelte samowar